Aus den Aachener Nachrichten vom 02.10.2012

Von Heiner Hautermans

Aachen. Es hat Jahre gedauert, aber nun ist es vollbracht: Portalsteine aus dem 17. Jahrhundert haben eine neue Heimat auf dem frisch renovierten Unterstufenschulhof des Kaiser-Karls-Gymnasiums am Augustinerbach gefunden.

 

Foto: Leah Hautermans

In einer kleinen Feierstunde wurden sie jetzt vom Vorsitzenden der Ehemaligenvereinigung des KKG, Marco Sievert, übergeben. Die Geschichte der Steine hängt eng mit der der Jesuiten in Aachen zusammen.

Die Ordensleute, die sich vor allem um die Bildung bekümmerten, hatten im Jahre 1601 ein Kolleg gegründet, auf das sich das KKG als ältestes Aachener Gymnasium als Vorgängerschule beruft. Ein 6,80 Meter langer Schriftzug aus dem Jahre 1615, in dem die Schüler zu Eifer und Fleiß aufgefordert werden, sowie ein Teil des Eingangsportals wurden auf oder in eine Stützmauer des Schulhofs eingearbeitet. Die Steine waren 1962 eingelagert worden, als das Gebäude an der Jesuitenstraße abgerissen wurde, hatten auch den Zweiten Weltkrieg überstanden, waren danach aber verschwunden.

Entdeckt wurden sie schließlich wieder im Jahre 2006 in Walheim-Sief, als die Historikerin Ingeborg Schild Nachforschungen über 400 Jahre Jesuiten in Aachen anstellte. Seitdem war der Schriftzug bei einem Steinmetz deponiert. Die Vereinigung der Ehemaligen erwarb sie und entwickelte mehrere Ideen, das historische Erbgut in das KKG zu integrieren. Sie stellten sich jedoch allesamt als zu teuer oder nicht realisierbar heraus, bis sich die Chance ergab, die Steine beim Umbau des «Quadrums» einzugliedern – auf Kosten der Stadt.

Die Ehemaligenvereinigung, die schon Spenden für das Projekt gesammelt hatte, fasste dann den Plan, eine Informationstafel zu finanzieren, die die Geschichte der Steine erzählt.

Der Bildhauer Thomas Torkler habe den Bückenschlag zwischen den historischen Steinen und dem pädagogischen Anspruch geschafft, lobte Vorsitzender Marco Sievert. «Die Bronzetafel ist ein Kunstwerk für sich und ergänzt den historischen Fund um Information und emotionale Begreifbarkeit.»

Der Bildhauer hat nämlich ein filigranes Relief geschaffen, in dem er die Kirche St. Michael als ehemaligen Nachbarn und Fixpunkt zeigt und spielende und miteinander redende Jungen und Mädchen vor dem Schuleingang. «Schüler waren vor 400 Jahren auch nicht viel anders als heute.» Die Aufgabe sei für ihn eine große Herausforderung gewesen. «Man muss zeigen, was Geschichte ist. Zahlen gehen da rein und da wieder raus», sagte Torkler weiter. «Ich hoffe, dass die Tafel den Schülern Spaß macht.»